Stell dir vor, du hast vor längerer Zeit ein großes Puzzle begonnen. Vielleicht ist es bereits zur Hälfte geschafft, doch du suchst schon seit Monaten nach einem ganz bestimmten Puzzleteil, für eine Stelle im Bild, die dir besonders wichtig ist. In den letzten Wochen ging es dir öfter durch den Kopf und gab dir keine Ruhe – es war wie ein innerer Ruf. Du hast oft stundenlang an dem Puzzle gesessen, aber dieses eine wichtige Teil hast du nie gefunden.
Heute hattest du einen besonders schönen Tag mit inspirierenden Gesprächen. Ein Freund hat dir von einem Projekt erzählt, das dich an einen eigenen Traum erinnert hat. Einen Wunsch, ein Ziel, oder eine Fähigkeit, die du schon in deiner Kindheit hattest, etwas, das dich begeistert hat, aber dem du nie nachgegangen bist.
Nun gehst du am Tisch vorbei, auf dem das Puzzle liegt. Eigentlich bist du in Gedanken ganz woanders, doch dir fällt in dem Haufen an Puzzleteilen plötzlich eines ins Auge, das dich den Atem für einen Moment innehalten lässt. Könnte es DAS Teil sein? Das KANN doch gar nicht sein, dass du es jetzt so nebenbei im Vorbeigehen findest! Oder etwa doch?…
Der Moment der Unsicherheit
Langsam nimmst du es in die Hand, betrachtest es unsicher… Irgendwie hast du das Gefühl, dass es tatsächlich passen könnte. Aber was ist, wenn es nicht passt? Wenn du es jetzt ausprobierst und dann wieder enttäuscht bist, wie so oft? Oder noch wichtiger: Was ist, wenn es PASST?…
Du legst es zurück, neben den Haufen loser Puzzleteile. Ein Stück entfernt davon, sodass es einzeln liegt. Du würdest es jetzt wiedererkennen. Aber du weißt nicht, ob es tatsächlich in die freie Stelle im Puzzle passt. Du traust dich nicht es auszuprobieren. Vermutlich wird es sich irgendwann wieder unter die anderen Teile mischen… bis du vergessen hast, wie es genau aussah.
Die Vision
Der Moment ist vorüber. Viel Zeit vergeht… Vielleicht ist es dir nicht mal mehr so wichtig, diese Lücke zu füllen. Denn du hast dich damit abgefunden, dass sie existiert. Du nimmst die Lücke ohnehin gar nicht mehr so wahr, weil du meinst, das Bild auch ohne das Teil erkennen zu können. Du gehst darüber hinweg und redest dir ein, dort wäre gar keine Lücke.
Stell dir vor, irgendwann begegnest du dann einem Menschen, der sein Puzzleteil bereits gefunden hat. Es ist natürlich nicht das selbe, das du gesucht hattest. Aber es ist SEINES (oder IHRES). Du merkst, wie erfüllt dieser Mensch ist. Wie bewusst er oder sie das Leben lebt und mit sich selbst im Einklang ist. Dieser Mensch hat eine Ausstrahlung, die von Leichtigkeit, innerer Sicherheit und Balance geprägt ist. Was er oder sie anpackt, das gelingt im Normalfall und wenn nicht, dann sieht er/sie darin eine Entwicklungsmöglichkeit, die ihn/sie mit Freude und Sinn erfüllt.
Dieser Mensch erzählt dir, dass es nicht bei einem Puzzleteil bleibt. Wenn man das eine Puzzleteil gefunden und eingesetzt hat, kann man sich sooo viele weitere erschießen. Dann eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten und Ziele.
Mut, dem inneren Ruf zu folgen
Du merkst, dass du dich wieder danach zu sehnen beginnst, DEIN Puzzleteil zu finden. Dein innerer Ruf ist wieder da. Du erinnerst dich an den Moment, als du es bereits in der Hand hattest und es doch wieder weggelegt hast.
Wovor hattest du Angst? Vielleicht vor der Veränderung? Hattest du Angst, was sein würde, wenn es passt und sich dir Türen öffnen, die dir unbekannt sind? – Unbekannte Türen oder Wege können manchmal furchteinflößend sein oder sogar lähmen. Aber wenn du den Mut aufbringst, sie zu öffnen und hindurchzugehen, führen sie dich auf einen Weg der inneren Reifung, durch den du immer mehr mit dir selbst und mit der Außenwelt im Einklang bist.
Am Abend setzt du dich nach langer Zeit mal wieder an den Tisch mit dem Puzzle. Du lässt deinen Blick ruhig schweifen und plötzlich blitzt ein Puzzlestück auf… Vielleicht ist ja JETZT der Moment!?
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